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„Lernen für das Leben“ – aber wie?
Die Planspielmethode
„Lernen für das Leben“ lautet der Titel der PISA-Schulvergleichsstudie – die Ergebnisse in Deutschland haben das eher widerlegt als bestätigt. Warum ist der Transfer schulisch erworbenen Wissens so schwierig?
Die Umsetzung von Kenntnissen in Handeln ergibt sich nun mal nicht von selbst. Und für Klassenarbeiten oder Tests lernen – sich den Stoff zu merken statt zu begreifen reicht dafür - ist etwas Anderes als sein Wissen dafür zu mobilisieren in außerschulischen Kontexten Aufgaben oder Probleme zu lösen. Schon lange fordern Didaktiker Handlungsorientierung in der Wissensvermittlung und entwickelten entsprechende Lehr-Lernmethoden - wie die Planspielmethode.
Im Planspiel wird ein Realitätsausschnitt in die Form eines Szenarios gebracht, das im Folgenden durchgespielt wird. Ziel dabei ist,
- Gründe für im Szenario geschilderte Probleme oder Konflikte zu identifizieren,
- Lösungswege zu finden
- und zu erproben.
Merkmale der Planspielmethode sind also
- die Planungsbedürftigkeit des Sachverhalts, um den es geht,
- das Finden und Fällen von Entscheidungen auch auf Basis nicht vollständiger Kenntnisse,
- das Erfahren von Wirkungen der getroffenen Entscheidungen und des Handelns.
- Verschlimmern Fehler in der Planung und unsachgemäße Entscheidungen das Problem, statt es zu lösen, so bilden sie den Ausgangspunkt für neuerliches Lernen. Sie werden im Planspiel nicht sanktioniert.
Je getreuer das Szenario den Realitätsausschnitt abbildet, desto komplexer ist das Planspiel. In Bildungsinstitutionen werden in der Regel sogenannte geschlossene Planspiele eingesetzt, d.h. die Komplexität des Realitätsausschnitts ist bereits didaktisch reduziert. Es geht darum, im Szenario vorgegebene Konflikte oder Probleme auf ein ebenfalls vorgegebenes Ziel hin zu lösen.
Worauf lassen sich Beteiligte an einem Planspiel ein?
- Sie müssen sich in eine ihnen fremde Situation hineinversetzen. (Fähigkeit zu Perspektivenwechsel)
- Sie müssen sich mit den anderen Beteiligten ins Benehmen setzen, damit ein sachgerechter Prozess der Aufgabenbearbeitung in Gang kommt. (Teamfähigkeit)
- Sie müssen sich vergewissern, was sie selbst an Kenntnissen und Fertigkeiten dafür mitbringen und wie sie sich mit denen der Anderen kombinieren lassen. (personale und soziale Kompetenz)
- Sie müssen in einem vorgegebenen Zeitfenster rechtzeitig Entscheidungen treffen und sie umsetzen. (Entscheidungsfähigkeit, Stresstoleranz)
- Sie müssen die Auswirkungen ihres Tuns analysieren, Gründe für unbefriedigende Ergebnisse herausfinden und ihre Überlegungen den Gruppenmitgliedern plausibel machen können. (fachliche und kommunikative Kompetenz)
- Die Gruppe muss ihr Vorgehen anderen im Szenario vorgegebenen Akteuren (Vorgesetzten z. B.) erläutern und begründen können. (Präsentationskompetenz)
An den eigentlichen Spielverlauf schließt sich seine Auswertung an:
Die Beteiligten treten in Distanz zu den im Planspiel eingenommenen Rollen und Aufgaben. Im Spiel gewonnene Erfahrungen und Erkenntnisse werden gemeinsam von allen Beteiligten reflektiert:
- Wie sieht kompetentes Handeln aus?
- Welche Lernprozesse sind dafür nötig?
- Welche Aktionen und Verhaltensweisen sind kontraproduktiv für eine effektive Zielverfolgung?
Schließlich wird erörtert, inwieweit sich diese aus dem Planspiel gewonnenen Erkenntnisse auf andere Handlungsfelder anwenden und für das „ernste“ Leben nutzen lassen.
Last but not least: Planspiele machen Spaß, was sich prima mit Lernen verträgt.